6000 Flüchtlinge vor Italiens Küste gerettet – 2016 bisher tödlichstes Jahr im Mittelmeer

6000 Flüchtlinge vor Italiens Küste gerettet – 2016 bisher tödlichstes Jahr im Mittelmeer

Nobby G.
Allgemein

Meldungen über ertrunkene Flüchtlinge rangieren heute häufig nur noch am Rande und lösen oftmals keine besonderen Reaktionen mehr aus. Das Interesse am Leid der Bootsflüchtlinge scheint im Moment deutlich zu sinken, zu viele andere Themen sind es, zu viel anderes Leid, das täglich auf uns hereinprescht. Die Situation auf dem Mittelmeer hat sich inzwischen jedoch nicht verbessert, als vielmehr weiter verschlimmert. Viele Menschen steigen nach Schließung der Balkanroute wieder vermehrt auf Boote, um Europa über den Seeweg zu erreichen. Hierbei werden vor allem die zentrale Mittelmeerroute sowie die ägyptische Route wieder mehr genutzt. Eine Verschiebung der Routen und ein erneutes Zunehmen der Migrationsströme über das Mittelmeer war dabei absehbar. Trauriger Fakt ist: Es sterben immer mehr Menschen auf offener See.

So wurden innerhalb von vier Tagen in der letzten Woche mehr 6000 Flüchtlinge bei zahlreichen Einsätzen vor Italiens Küsten gerettet. Derzeit sind weitere Rettungseinsätze im Gange. Nach Angaben der UNO sind es allein in diesem Jahr ca. 89.000 Flüchtlinge, die in Italien ankamen. Ca. 10.000 sollen bei den Überfahrten dieses Jahr ertrunken sein (Zeitraum Januar bis Juni 2016). Damit ist die Zahl der Toten und Vermissten deutlich höher als im selben Zeitraum der beiden Vorjahre 2014 und 2015. Das Jahr 2016 damit das bisher tödlichste im Mittelmeer und noch immer wird die Rettung auch vielen privaten Hilfsorganisationen (wie MOAS, Sea Watch oder SOS Mediterranee) überlassen. Auch die Zahl der vom Koordinationszentrum in Rom gesteuerten „Search and Rescue“- Einsätze der italienischen Marine steigt immer weiter an. Kaum gibt es mehr einen Tag ohne Einsatz. Daher hat die Europäische Union hatte letztes Jahr eine große Mission gestartet – die Militäroperation ‚Sophia‘, deren Hauptziel jedoch nicht das Retten von Menschenleben, sondern die Bekämpfung von Schlepperbanden ist. Besonders erfolgreich scheint die Operation bis jetzt jedoch nicht verlaufen zu sein, denn wie das ARD-Magazin Monitor berichtet ging bis jetzt nur eine geringe Anzahl an Schleppern ins Netz, 71 sollen es 2015 gewesen sein. Schmugglernetzwerke konnten damit nicht wirklich zerstört , der Migrationsfluss nicht gestoppt werden. Gegenüber Monitor berichtet ein italienischer Staatsanwalt, dass es sich bei den Festgenommenen teilweise nicht um kriminelle Schleuser handelte, sondern oftmals um Flüchtlinge, die beispielsweise das Schiff steuerten und dafür umsonst mitfahren durften. Würde man die Gelder dieser Mission (allein der Einsatz deutscher Schiffe kostet 45 Millionen im Jahr) für legale Einreisewege einsetzen, hätte man den Schlepperbanden automatisch ihre Geschäftsgrundlage entzogen.

Viele Menschen treibt jedoch nicht unbedingt Krieg und Verfolgung nach Europa, viele fliehen auch vor Arbeitslosigkeit und Armut. Wir sind der Ansicht jeder Mensch sollte ein Recht auf Mobilität und Freiheit haben. Uns selbst wird es auch zugestanden und viele Deutsche haben Gebrauch gemacht von diesem Recht. Inzwischen leben fast vier Millionen deutsche Wirtschaftsmigranten außerhalb der Bundesrepublik. Jedes Jahr verlassen 25.000 weitere Deutschland.

Vor allem aber darf der Status quo des Massensterbens im Mittelmeer nicht länger eine Option sein. Save Me fordert daher die EU auf sich endlich ernsthaft mit humanitären Aufnahmeprogrammen wie dem Resettlement auseinanderzusetzen und die bestehenden Kontingente zu erhöhen. Nur so können Geflüchtete über legale Einreisewege und ohne bürokratische Asylverfahren in einen sicheren EU-Staat aufgenommen werden. Und nur so werden wir auf Dauer die Zahl der Toten im Mittelmeer verringern und unnötiges Leid reduzieren können…

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