Kinder brauchen ihre Väter, Frauen ihre Männer. In einem neuen Land, einem neuen Leben anzukommen ist nicht immer leicht, gerade da ist die Unterstützung der eigenen Familie und der Familienzusammenhalt oft das einzige, was Geflüchteten Halt und Sicherheit in einer ihnen unbekannten Welt gibt. Viele der hier ankommenden Flüchtlinge sind jedoch alleine nach Deutschland gekommen. Es sind hauptsächlich Männer, die die Strapazen einer gefährlichen Reise auf sich nehmen, zu der Frauen und Kinder oftmals nicht in der Lage sind. Viele der Familien sind zunächst der Annahme, dass sie bald nachfolgen können.
Syrern, denen die Flucht nach Deutschland gelungen ist, die als Flüchtlinge anerkannt wurden und eine sichere Bleibeperspektive haben, können ihre Familien generell nachholen. Hierbei können jedoch nur Ehegatten oder Verwandte ersten Grades (Eltern, Kinder) nachgeholt werden. Haben die Kinder das 18. Lebensjahr erreicht, so gelten sie als erwachsen und können weder von den Eltern nachgeholt werden, noch selbst ihre Eltern nachholen.
Fakt ist zudem: Aufgrund der langen Wartezeiten kommt es nicht selten vor, dass Ehepartner und Kinder von Syrern, die in Deutschland bereits anerkannte Kriegsflüchtlinge sind, im andauernden Krieg sterben bevor sie überhaupt die Möglichkeit haben nach Deutschland auszureisen.
Ein Antrags-Verfahren dauert in der Regel ca. 18 Monate, eine Zeit in der viel passieren kann, eine Zeit, in der die bereits hier lebenden Familienmitglieder in ständiger Angst um ihre Angehörigen im Kriegsgebiet leben. Deutsche Gesetze, Bürokratie und Bestimmungen lassen damit Menschen in großer Gefahr allein und verhindern die Rettung von Familien. Auch im Falle 16- bzw. 17-jähriger Jugendlicher beginnt hier ein Rennen gegen die Zeit.
Hinzu kommt, was neueste Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge nun bestätigen: Nach der Verabschiedung des „Asylpakets II“ erhalten immer mehr Syrer nur noch subsidiären Schutz (Save Me München berichtete) und erhielten keinen Flüchtlingsstatus gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention mehr. Dies hat zur Folge, dass alle, die nach dem 17.03.2016 subsidiären Schutz erhalten, die nächsten zwei Jahre ihre Familien nicht nachholen können und einen Antrag auf Familienzusammenführung erst wieder ab 16.03.2018 stellen können. Pro Asyl spricht hier von einer „Beschränkung des Familiennachzugs durch die Hintertür“.
Das Problem lösen und die Einheit der Familie wahren kann zunächst nur eine Verkürzung der Wartezeit durch die Familien schneller wieder zueinander geführt werden könnten. Gerade bei der deutschen Botschaft in Beirut handelt es sich teilweise um Wartezeiten von bis zu 14 Monaten für einen Visa-Termin. Sie ist neben den Botschaften in der Türkei, für deren Besuch zusätzlich ein eigenes Visum benötigt wird, die einzige Stelle, an der Familienzusammenführungen beantragt werden können.
Save Me München fordert daher eine beschleunigte Visa-Vergabe und eine schnellere Abwicklung der Familiennachzüge. Da die Situation in Syrien weiterhin unverändert ist muss zudem allen syrischen Flüchtlingen der Flüchtlingsstatus statt lediglich subsidiärer Schutz zugesprochen werden. Aktuell findet sich im Internet eine offene Petition „Rettet syrischen Familien“, die sich für eine beschleunigte Visa-Vergabe und Abwicklung des Familiennachzugs über die deutsche Botschaft in Beirut im Libanon stark macht. Unter www.openpetition.de/petition/online/rettet-syrische-familien kann man seine Stimme abgeben, um Familienzusammenführungen zu beschleunigen und damit Leben zu retten. Der Appell wird dabei direkt an den Bundesminister des Auswärtigen Frank-Walter Steinmeier weitergeleitet.