Symbolischer Beginn
Die ersten, die in Deutschland „Ja!“ gesagt haben, waren die Münchner*innen. Zum 850. Stadtgeburtstag im Jahr 2008 gründete sich die Save Me- Kampagne, initiiert von einem Bündnis aus Bayerischem Flüchtlingsrat, Münchner Flüchtlingsrat, Münchner Kammerspiele, Refugio und vielen weiteren Unterstützer*innen. Save Me forderte, dass der Stadtrat sich offiziell für die Aufnahme von 850 Geflüchteten ausspricht und damit zeigt, dass eine zusätzliche Aufnahme von Geflüchteten in Deutschland gewollt ist. Da die Kommunen die finanzielle Hauptlast tragen, ist gerade das „Ja!“ der Städte ein deutliches Zeichen. Um nicht nur zu fordern, sondern auch einen Beitrag zu leisten, erklärte sich die Save Me Kampagne bereit, 850 Pat*innen zu suchen, die die Geflüchteten in München willkommen heißen würden.
Der erste Stadtratsbeschluss
Die Forderung der Save Me Kampagne fiel auf fruchtbaren Boden: Der Münchner Stadtrat sprach sich nicht nur einstimmig für die Kampagne und die Aufnahme von 850 Geflüchteten aus, der damalige Oberbürgermeister Christian Ude brachte zudem sein ganzes politisches Gewicht ein und verlangte von der Bundesregierung im Sinne der Save Me-Kampagne eine zukünftige Teilnahme am UNHCR-Resettlement-Programm.
Antrag Stadtratsbeschluss 2008
Immer mehr Save Me Kampagnen
Der Erfolg der Münchner Initiative machte Schule. Mittlerweile gibt es bereits in über 50 Kommunen und Landkreisen lokale Kampagnen: von A wie Aachen bis W wie Werra-Meißner-Kreis. Sie alle haben das Ziel, die Kommunen zu einem Stadtratsbeschluss zu bewegen, der sich für die Aufnahme von Geflüchteten ausspricht. Mehr als 40 dieser Kommunen haben der Aufnahme von Geflüchteten per Stadtratsbeschluss bereits zugestimmt. Mit Nordfriesland ist ein erster Flächenkreis dabei. Schleswig-Holstein und Rheinlandpfalz haben sogar landesweite Beschlüsse für die Aufnahme von Geflüchteten gefasst.
Der Beschluss der Innenministerkonferenz
Am 9. Dezember 2011 gab der damalige Innenminister Friedrich bekannt, dass sich Deutschland ab 2012 am Resettlement-Programm des UN-Flüchtlingshilfswerks zunächst im Rahmen eines dreijährigen Pilotprogrammes beteiligen wird. In den ersten drei Jahren wurden jeweils 300 besonders schutzbedürftige Geflüchtete bei uns aufgenommen. Der positive Beschluss der Innenministerkonferenz war für unsere Kampagne ein großer Erfolg. Nach erfolgreichem Abschluss des Pilotprojekts entschied sich die Bundesregierung die Aktivitäten im Bereich Resettlement weiterzuführen.
Seit 2015 nimmt Deutschland nun jährlich ein Kontingent von 500 Geflüchteten auf, was angesichts des großen Bedarfs jedoch noch immer viel zu wenig ist! Daher setzen sich die Save Me-Kampagnen aktuell verstärkt dafür ein, dass Deutschland die Zahl aufzunehmender Resettlement-Geflüchteten in Zukunft deutlich erhöht. Es wäre ein kleiner Schritt für Deutschland, aber ein großer Schritt in Richtung echten Geflüchtetenschutz.
Aufgabenbereiche
Folgende Aufgabenbereiche übernimmt die Save Me Kampagne München:
- Vorbereitung der Ankunft von Resettlement-Geflüchteten
- Hilfestellung der Geflüchteten nach der Ankunft
- Unterstützung bei Familiennachzügen und rechtlichen Angelegenheiten
- Politische Arbeit (bei Regierungen und Behörden auf kommunaler sowie auf Bundesebene)
- Dokumentation des Resettlement-Ablaufs
- Ehrenamts- und Pat*innenkoordination
- Öffentlichkeitsarbeit
- Fortbildung und Vernetzung
Zielgruppe
Die Zielgruppe von Save Me sind dabei Resettlement-Geflüchtete, Pat*innen, Ehrenamtliche, Kommunen sowie politische Entscheidungsträger*innen.
Ziele
Save Me hat das Ziel die Resettlement-Geflüchtete auf ihren ersten Schritten zu begleiten, eine Öffentlichkeit für diese Geflüchtetengruppe zu schaffen und Resettlement-Strukturen aufzubauen – sowohl in der Kommune, als auch bundesweit.
Daher setzt sich die Kampagne zusammen mit dem UNHCR verstärkt für die Verbesserung der Resettlement- Strukturen in Deutschland ein. Der regelmäßige Austausch mit dem Amt für Wohnen und Migration in München, dem BAMF und dem Innenministerium dient dazu auf Einzelfälle aufmerksam zu machen, die Behörden für Problematiken zu sensibilisieren und alternative Lösungen zu suchen, die für eine verbesserte Aufnahme von Resettlement-Geflüchteten sorgen können. Runde Tische und Fachtage dienen dem Zweck die Problemfelder herauszuarbeiten und gemeinsam Lösungen zu suchen, damit die künftigen Resettlement-Geflüchteten einen leichteren Start haben.
Im vergangenen Jahr hat sich gezeigt, dass die Kommunikation zwischen den bayerischen Kommunen und dem bayerischen Sozialministerium immer noch sehr schleppend verläuft. Insbesondere bei der Aufnahme der syrischen Kontingentgeflüchteten ist dies deutlich geworden. Daher soll im Jahr 2017 auch weiterhin der Austausch in Bayern verstärkt in Angriff genommen werden. Nur wenn sich die Kommunen vernetzen und gemeinsam auf das bayerische Sozialministerium herantreten ist es möglich stärker aufzutreten.
Nachhaltigkeit
Die Arbeit von Save Me München möchte Geflüchteten den Einstieg und die Integration in München erleichtern. Es hat sich gezeigt, dass Geflüchtete, die von Pat*innen betreut werden, viel schneller Deutsch lernen, sich besser aufgenommen fühlen und Deutschland positivere Gefühle entgegenbringen, als Geflüchtete ohne Pat*innen. Dadurch, dass Resettlement-Geflüchtete sich nicht in so einer dramatischen Situation wie Asylbewerber und Menschen mit Duldung befinden, bieten die Pat*innenschaften einen leichten Einstieg in das Thema. Der Austausch und Kontakt mit den Geflüchteten, nicht Abschiebung und Trauma, stehen im Vordergrund. Durch die Niederschwelligkeit der Kampagne kommen viele Schüler*innen, Studierende und junge Berufstätige mit dem Thema in Berührung und sorgen durch ihr Engagement wiederum zur Verbreitung der Thematik im Bekanntenkreis. Für viele Pat*innen bedeutet die Mitarbeit bei Save Me einen ersten Einstieg in die Geflüchtetenthematik, den sie nach der Vollendung der Pat*innenschaft z. B. bei einem Engagement in einer Unterkunft weiterführen.