Über eine Million weitere Flüchtlinge aus Mossul erwartet

Über eine Million weitere Flüchtlinge aus Mossul erwartet

Nobby G.
Allgemein

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Die letzte Hochburg des IS

Mossul – Die Stadt im Nordirak wird noch immer von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kontrolliert und gilt als eine ihrer letzten Hochburgen im Irak. Im Sommer 2014 eroberten Kämpfer des IS innerhalb von 48 Stunden die Stadt ohne großen Widerstand der irakischen Armee. Nun mutmaßt man, dass sich noch ca. 4000 IS-Kämpfer in der Stadt befinden.

Großeinsatz für die Befreiung der Stadt

Das soll sich nun ändern, denn die irakische Armee plant zusammen mit ihren Verbündeten eine Militäroffensive auf die Großstadt, um diese vom IS zurückzuerobern. Sollte Mossul befreit werden, so wäre der IS im Irak weitestgehend geschlagen. Für die Befreiung der Stadt werden rund 25.000 Soldaten und Milizionäre im Einsatz sein. Dieser Großeinsatz wäre die bisher größte Militäroperation gegen Dschihadisten im Irak. Iraks Ministerpräsident al-Abadi kündigte in der Nacht zum Montag die Operation zur Befreiung der Stadt an und forderte die Bürger im Staatsfernsehen auf sich den irakischen Streitkräften anzuschließen, um den Terrorismus und den IS noch in diesem Jahr zu besiegen. Beteiligt an der Militäroperation sind neben regulären irakischen Soldaten, auch kurdische Peschmerga sowie lokale sunnitisch-arabische Milizen und schiitische Milizen. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass eine vollständige Zurückeroberung Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern könnte.

Zivilisten in Gefahr

1,5 Millionen Menschen leben noch in der Stadt. Viele sind bereits geflohen, darunter auch eine Vielzahl an Kindern, die auf der Flucht bereits ums Leben gekommen sind – sei es, weil sie verdursteten oder durch versteckte Sprengsätze getötet wurden. Wer jedoch in der Stadt bleibt, dem droht kein besseres Schicksal. Zurückgebliebene werden mit dieser Ankündigung nun noch mehr durch Angriffe bedroht sein und riskieren damit ihr Leben. Laut Befürchtungen verschiedener Hilfsorganisationen könnten durch die Kämpfe zwischen der irakischen Armee und der Terrormiliz 1,2 Menschen gefährdet sein und damit zur Flucht gezwungen werden. Das Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR geht dabei davon aus, dass ca. 700.000 von ihnen humanitäre Hilfe benötigen werden. Diese dramatische Zahl macht wieder einmal deutlich, wie wichtig es ist Fluchtursachen wie Krieg zu bekämpfen, anstatt zu warten, bis sich die Menschen unter verheerenden Bedingungen auf der Flucht befinden.

Ein weiteres Flüchtlingsdrama?

Mit dem Start der Mossul-Offensive müssen nun dringend neue Fluchtrouten sowie neue und größere Lager errichtet werden, in den die Vertriebenen Zuflucht finden und versorgt werden können. Dies hatten humanitäre Organisationen bereits im Vorab gefordert. Laut Angaben von Karl Schembri, Sprecher der Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council gibt es derzeit in den Notfalllagern lediglich Platz für 51.000 Menschen. Aufgrund ihrer Lage nahe der Frontlinien seien einige Notfalllager nicht geeignet, es sei jedoch ein Notfalllager für rund 230.000 Menschen in Planung. Die humanitäre Hilfe für den Irak ist zudem seit jeher chronisch unterfinanziert. Nach Angaben von UNHCR werden allein rund 200 Millionen Dollar benötigt, um eine Versorgung der Flüchtlinge aus Mossul sicherzustellen. Bis jetzt ist nur rund ein Drittel des Geldes verfügbar.

Wir blicken erneut einer Massenbewegung und damit einem weiteren Flüchtlingsdrama entgegen, denn die Großoffensive wird ohne Zweifel weitere Leben unschuldiger Zivilisten fordern und unsägliches Leid verursachen.